Ich bin wir sind glücklich

Programm zum glücklich sein ohne Grund, und damit zum Weltfrieden


Alle haben gleich viel, keiner will mehr oder weniger. Jeder ist zufrieden, denn es ist für jeden genug da. Es gibt keine Angst, keine Gewalt, Keine Aggressivität, keinen Neid.

Es gibt keine Gesetze ausser der eigenen, aber da jeder in sich glücklich ist und nichts braucht ist das wohl kein Problem...


alle, wirklich alle, müssen gleichzeitig mit dem Programm beginnen.

Das ist die einzige Vorgabe und danach macht jeder was er will.


Es geht in Schritt 1) um die Reduzierung des Egos, des Ichs auf das Es- das ursprüngliche Ich der Instinkte und Bedürfnisse.

Es geht hier darum seinen Wesenskern zu spüren...praktisch uns, wie wir geboren wurden, bevor wir scheisse gefressen haben und uns ins Hirn geschissen wurde.

Schritt 1 dient der Reinigung, der Selbstreinigung, denn das kann einem keiner abnehmen!

Das mag sich schwierig anhören, ist aber eigentlich ganz einfach.

Hierzu meditieren wir einmal täglich, am besten nach dem Aufstehen...auf leeren Magen.

Wir atmen, dem Atem spüren wir durch den ganzen Körper nach und erleben so unseren Körper lebendig. Das machen wir solange bis es uns anfängt im Kopf zu kitzeln und wir Angst haben ohnmächtig zu werden. Das ist einzig und allein die Angst des Kontrollverlusts und wir müssen hier die erste Hürde überwinden und uns auf uns einlassen. Schon bald danach wird im Kopf eine Art Blase platzen die kleine Teilchen frei-schiesst. Das ist unser Gehirn.

Unser Gehirn ist kein Material.

Manch Einer wird jetzt beim meditieren lachen müssen, da das Auflösen des Hirns etwas befreiend Erheiterndes hat.

Sogleich werden wir einen Energiestoss durch den Körper spüren, es fühlt sich an wie ein Wasserstrom und wirbelt auch im Körper die Organe zu Teilchen auf.

Nun sind wir einzig und allein schwebende Teilchen, die im Körper tanzen.

Bald wird uns der Körper als erbärmliche Grenze vorkommen und wer soweit ist, kann jetzt gerne ausbrechen.

Spätestens nun fühlen wir Glück-ohne Grund.

Das heisst wir haben erreicht, ohne etwas zu kaufen, glücklich zu sein. Einzig und allein in uns selber haben wir das Glück gefunden. Schön!

Schritt 2) Nun gilt es, nicht allzu high in den Alltag hinaus zu treten und das erlebte Glück in den realen Körpergrenzen aufzubewahren.

Wenn du nun Durst verspürst, solltest du trinken-und zwar was und soviel du willst. Es sind dir keine Grenzen ausser der Eigenen gesetzt.

Geld gibt es nun nicht mehr. Überall in der Stadt sind Selbstbedienungsbrunnen sowie dazu gehörige Toiletten aufgestellt.

Essen gibt es bei Leuten die sehr gerne kochen und deshalb Restaurants aufgemacht haben. Natürlich wollen auch diese keine Gegenleistung aber freuen sich, wenn Sie deine Freude über ihr Essen spüren.

Schritt 3) Finde was du gerne tust und beginne sogleich damit, vielleicht findest du sogar Leute, die ähnliches gerne tun und ihr könnt euch gegenseitig helfen und austauschen.

Wenn du gerne U-Bahn führst oder gar Strassenbahn freut das sicher einige Menschen, die gerne gefahren werden.

Wenn du gerne Musik machst, gehe in ein Geschäft indem Leute sind, die sich gerne mit Instrumenten beschäftigen und dich beraten können. Nimm dir ein Instrument und gehe es lernen. Wenn du ehrlich bist, wird ein Instrument reichen-denn du kannst dich ja sicher am besten auf eins konzentrieren und danach gehst du dir ein anderes holen...wenn du dich mit dem Neuen beschäftigst könntest du einem Anderen das erste Instrument weitergeben, wie früher einen benutzten Fahrschein, der noch Gültigkeit besass.

(geradezu verrückt die Vorstellung, dass man früher einen Papierstreifen stempeln musste, um eine Bahn zu besteigen- wie umständlich und absurd)

Wenn du dich gerne im Freien aufhältst, kannst du einen Garten anlegen oder Bäume pflanzen, das freut wiederum Tiere und Menschen, die gerne spazieren gehen.

Es sind genug Möglichkeiten vorhanden. Auch du wirst einen Weg finden.

Bitte wenden Sie sich bei Fragen (z.B. betreffend der Fortpflanzung, spezifisch Testosteron an mich, damit wir alles abklären, bevor es dann losgeht.





©annemakarov

UTOPIA STOCK EXCHANGE:

Utopie „ Ich bin wir sind glücklich “

„Ich kaufe, also bin ich“,

(article in FREITAG 05, 2002)




ICH KAUFE ALSO BIN ICH


Oktober: Kontostand 5.700 Soll

Manche Leute lassen sich tätowieren, um zu fühlen, dass sie noch am Leben sind. Wenn ich etwas kaufe, ist das ähnlich.

Ich arbeite nicht. Von Leuten, die arbeiten, weiß ich, dass ihre sozialen Kontakte durch die tägliche Verpflichtung in Mitleidenschaft geraten. Arbeit macht asozial. Ein Kellner fällt in der Prüfung durch, wenn er kein Feuerzeug in der Tasche hat - ein Kellner ohne Feuerzeug ist ein schlechter Kellner. Was sind das für Maßstäbe? Das ist aber nicht der Grund dafür, dass ich es nicht tue. Ab und an tue ich es ja auch, aber nur ein bis zwei Mal im Monat. Mein Hals schnürt sich selbst dann schon zusammen, wenn ich weiß: Morgen ist dieses eine Mal, morgen gehe ich arbeiten. Morgen gehe ich Geld verdienen.

Was ist eigentlich so schrecklich daran? Man bekommt eine Tätigkeit, zu der man befähigt ist, ausgezahlt. - Ganz klassisch. Es ist auch nicht die Arbeit an sich, es ist das Ausgezahlt-werden. Jedes Mal würde ich mich liebend gern unterm Tresen verstecken. "Nein danke, gut gemeint, ist schon o.k., hab´ ich doch gern´ getan ..." Aber dann zerren sie einen unterm Tresen hervor, drücken einem Scheine in die Hand - und lassen einen damit allein. Allein mit dem Geld. Gehört das zum "Erwachsensein", Verantwortung zu übernehmen für bedruckte Scheine? Alleine mit Geld fühl ich mich noch einsamer. Irgendwie hilflos und ausgeliefert. Es gibt auch Leute, die können das genießen, ausgezahlt werden. Die fühlen darin eine Art Gerechtigkeit. Ich finde das ungerecht, wenn mich jemand allein lässt mit Geld.

Auf dem Nachhauseweg laufe ich an den großen Glasfenstern dieses Wahnsinns vorbei. Schuhe! Schöne Schuhe! Was kosten die denn? Sind die entzückend! Was, 249,-? Das ist aber billig, äh teuer, äh, was denn eigentlich? 249,- für ein gutes, entzückendes Paar Schuhe kann doch nicht viel sein - nicht, wenn man sie unbedingt haben will. Haben-wollen ist ein unglaubliches Gefühl. Es durchschießt den Körper wie ein Blitz. Man hört sein Herz klopfen. Das ist wie Fremdgehen - nur in Ordnung. Haben-wollen ist ein unglaublich legales Gefühl, das sich verboten anfühlt. Eine riesige Schlucht tut sich auf, zwischen Haben-wollen und kaufen.

Am liebsten würde ich der Frau neben mir, die gerade die hübschen roten Schuhe probiert, mein Geld in die Hand drücken und sagen: "Nehmen Sie das Geld ... verhalten Sie sich unauffällig, gehen Sie zur Kasse, verlangen Sie die entzückenden, schwarzen Stiefeletten in Größe 40, bezahlen Sie, und wir treffen uns zur Übergabe vor der Tür ..." Aber das geht nicht. Ich muss Verantwortung übernehmen. Scheiße!

Ich rufe meinen Freund an. Einen jungen Mann, der mitten im Leben steht ... mit beiden Füßen. Er hat große Füße, wenn Sie wissen, was ich meine. Er fragt: "Wo bist du denn, Schatz?" "Frag´ nicht." "Oh nein, doch nicht etwa wieder im Schuhladen?" Wie ein kleines Mädchen beiße ich mir beim Ertappt-fühlen auf die Unterlippe. Es ist so erniedrigend. Reicht es nicht, dass ich tatsächlich schon wieder hier sitze, muss er es mit vorwurfsvollem Ton erraten haben? Der Ledergeruch macht mich high, und ich will nur noch, dass er herkommt und mich erlöst. "Hab´ keine Zeit, muss arbeiten ..." "Bitte, bitte, nur ´ne halbe Stunde." Ich führe mich auf wie ein Kind. "Ne, geht nicht. - Hast du nicht genug Schuhe? Brauchst du die?"

Ob ich die brauche? Er versteht nicht, worum es hier geht. Alle rationalen Gedankengänge sind hier ausgeschaltet. Betäubt vom Geruch des neuen Leders. Es geht hier nicht darum, ob ich irgendetwas brauche. Wenn es danach ginge, hätte ich vermutlich seit drei Jahren keinen Laden mehr betreten. Hier geht es um Bares! Es geht darum, sich auf schnellstem Wege des Geldes zu entledigen. Sich rein zu waschen. "Du hast doch so viel Schulden bei der Bank. Bring doch dein Geld aufs Konto." Das kann ich nicht. Da hätte ich ja dann wieder mit Geld zu tun.

Weil mir keiner helfen kann, weiß ich, dass ich das hier alleine durchstehen muss. Die Verkäuferin hatte mir vor zwei Monaten Ladenverbot erteilt, weil ich so viele Schuhe gekauft hatte, dass selbst sie meinte, es wäre doch nun genug.

Ich sitze auf der schmalen Bank, genieße die Ruhe vor dem Sturm, das Rascheln der Verpackungen, die Geräusche der Absätze beim Probelaufen. Ich sammle mich. Das ist wie die Gewissheit, seine letzte Stunde in diesem Laden zu verbringen. Dieser Zustand ist schwer zu beschreiben. Wie in Trance sitze ich da, fange an zu schwitzen. Adrenalin spritzt mir durch die Adern, als ich mich auf die Kasse zu bewege. Ich meine, ich kann den Leuten hier keinen Vorwurf machen, der Laden ist wunderbar gemütlich eingerichtet, die Kasse sehr unauffällig. Bezahlen wird hier sehr diskret behandelt ... und dennoch, ich weiß, was gleich auf mich zukommen wird. Ich versuche zu lächeln. "Die sollen es sein? Gute Wahl, Sie werden sehr viel Freude damit ..." Ja, ja, Schnauze jetzt, ich muss mich konzentrieren!

Eine Wahnsinnsspannung baut sich auf. Ich bin Opfer und Täter gleichzeitig. Diesen Zustand fühle ich sonst nie. Opfer und Täter vor mir selbst. Ich schiebe die Scheine über die Theke, schaue dabei nach oben, wie bei der Blutabnahme. Höchste Spannung. Ich spüre, wie jemand auf der anderen Seite an den Scheinen zieht, ein erlösender Schmerz, wie wenn die Nadel eindringt. Es ist gleich überstanden, höre ich eine innere Stimme, wie eine Krankenschwester flüstern. Sie streicht mir über den Kopf, als ich den Karton in Empfang nehme. Das war ein sauberes Geschäft, würden Verbraucherzentralen kommentieren. Aber ich fühle mich beschmutzt und geschwächt.

November: Kontostand: 6.700,- Soll

Ich habe ein zweites Konto eröffnet. Berliner Volksbank, 1.000 Dispo - ohne Diskussion. Visa, Master ... alles, was dazugehört. Seit zwei Tagen habe ich keinen Cent Bares in der Hand. Ich fühl´ mich wohl. Nie hätte ich gedacht, dass man ohne Bargeld so weit kommt. Superspar: EC, Douglas: VISA, H&M: Master. Ich bin so frei! Ein kleines Hochgefühl macht sich breit. Es kratzt mich einfach überhaupt nicht, was ich, wann, wo bezahle, solange die Kreditkarten nehmen.

Ich habe den Kontakt zu meinem Geld abgebrochen. Habe eine lange, nervenzehrende Beziehung beendet.




©annemakarov

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(english version not available yet, sorry)